Darf mein Hund mitlaufen oder muss er im Auto warten? - Die Schnüffelwerkstatt

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Die Schnüffelwerkstatt
Darf mein Hund mitlaufen oder muss er im Auto warten?
"Da wo wir vorher getrailt haben durften immer alle Hunde mit!" "Da wo meine Bekannte trailt, geht die gesamte Gruppe immer gemeinsam mit den Hunden trailen!" ….
Ja, es stimmt. Bei einigen Anbietern gehen alle Menschen mit ihren Hunden das gesamte Training mit und immer wieder werden wir mit der Frage konfrontiert, warum das bei uns nicht so ist.
Warum sollen die Hunde während unserer Trainings im Auto warten und warum sollen nicht alle auf dem Trail mitlaufen? Auf den ersten Blick scheint es doch viel schöner zu sein, wenn die Hunde mitkommen können und man gleichzeitig noch einen Spaziergang macht.
Aber unserer Meinung nach eben nur auf den ersten Blick ….

Wer uns kennt weiß, das ist bei uns nicht ohne Grund so  ;-) !
Wir haben uns intensiv mit dem auseinandersetzt, was die Hunde beim Mantrailing leisten und wie Hunde lernen. Die für uns daraus folgende Konsequenz ist, dass es sinnvoll ist die Hunde NICHT mitzunehmen!!!

sich an den Kopf fassendes Männchen neben einem FragezeichenWarum?
Im Folgenden möchten wir ein paar unserer Überlegungen und Erfahrungen für diese Entscheidung mit euch teilen.

Punkt 1:
Nasenarbeit ist Höchstleistung (siehe dazu auch "Hitze und Mantrailing"). Die Hunde brauchen nach dem Trailen unbedingt Wasser und eine Ruhepause.
Es ist bewiesen (und auch leicht selbst überprüfbar), dass die Körpertemperatur eines Hundes bei der Nasenarbeit (egal ob Mantrailing, Flächensuche oder Fährtenarbeit) innerhalb kürzester Zeit um 1 bis 1,5°C ansteigt. Das entspricht leichtem Fieber. Allein aus diesem Grund sollte es selbstverständlich sein dem Hund nach der Suche Wasser anzubieten und ihm eine Abkühl- & Ruhephase zu gönnen.

Punkt 2:
Jetzt stell dir einmal vor, du sollst nach einem mit Denkaufgaben gespickten 300m Hürdenlauf (=Trail) noch einen Halbmarathon (=Spaziergang) laufen. Du bist vom Hürdenlauf schon erschöpft aber du bist glücklich. Es war zwar anstrengend, aber Du hast alles gut geschafft und du hast ein richtig gutes Gefühl. Vielleicht bist Du auch ein bisschen stolz auf deine Leistung.
Aber nun sollst du noch auf die Langtrecke ...
Das Erfolgserlebnis des Hürdenlaufs wird durch den Marathon vollständig überlagert werden. Wenn du endlich im Ziel angekommen bist, hast du den positiven Hürdenlauf längst vergessen und erinnerst dich nur noch (v.a. im Rückblick) intensivst an die letzten, quälenden, nicht enden wollenden Kilometer der Langstrecke.
Für optimale Trainingsergebnisse sollten aus lerntheoretischer Sicht die Hunde das Training aber immer positiv beenden, das Glücksgefühl in Erinnerung behalten. Das berühmte "aufhören wenn es am schönsten ist".

Punkt 3:
Dazu kommt die Tatsache, dass die Hundenase keinen An-/Ausschalter hat.Kippschalter Ein - Aus Nach unseren Beobachtungen suchen die Hunde auch am Halsband die ganze Zeit weiter. Hunde sind da scheinbar wie Kinder – sie kennen ihre eigenen Grenzen nicht („ich bin nicht müde“) und machen bis zur völligen Erschöpfung oder sogar bis zum Zusammenbruch weiter. Je nach Veranlagung entweder um uns zu gefallen oder weil sie so vertieft in ihr Tun sind, dass sie ihre eigene Erschöpfung überhaupt nicht mehr wahrnehmen.

Punkt 4:
Allein ein Spaziergang in der Gruppe ist für den Hund schon Arbeit, wenn auch anders als das Trailen.
Jeder, der mit seinem Hund bereits einmal an einem Sozialspaziergang (z.B. in der Hundeschule) teilgenommen hat, weiß, wie platt sein Hund danach war. Da wird viel innerartlich kommuniziert. Der Hund muss adäquat auf Signale der Artgenossen (die ein Mensch manchmal gar nicht wahrnimmt) reagieren, Individualabstände müssen eingehalten werden, ... und das alles zusätzlich zu den auf den Hund einprasselnden Umweltreizen.
Sich bei einer solchen Reizflut gleichzeitig noch auf neue Arbeitsaufgaben (=Trail) zu konzentrieren ist unserer Erfahrung nach unmöglich.
Vor allem Hunde, die ängstlich oder aggressiv auf Artgenossen reagieren, werden bei solchen “Trailspaziergängen” schon durch die anwesenden Hunde aus der Gruppe gestresst und sind nicht mehr in der Lage sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Sinnvolles Trailen ist in dieser Situation nicht möglich.
Wie der alte Grundsatz schon sagt: “Kein Dysstress (=negativer Stress) auf dem Trail!”

Punkt 5:
Dackel an der Leine läuft "Bei Fuß"Bei einem Spaziergang soll dein Hund nicht an der Leine ziehen und sich ausschließlich auf dich, den Hundeführer konzentrieren? Er soll dir folgen und nicht seinen eigenen Weg suchen? Du wirst ihn korrigieren, wenn er das nicht macht. Verständlich!
trailender Hund zieht stark an der Leine nach vorne
Beim Trailen aber soll dein Hund unabhängig von dir “nach vorne weg” arbeiten und nicht rückorientiert sein. Schließlich kann nur dein Hund dir zeigen wo der Trail langgeht. Da ist die Unterordnung (und nichts anderes sind solche Korrekturmassnahmen zur Leinenführigkeit) kontraproduktiv, vor allem kurz vor und/oder nach dem Trailen!

Punkt 6:
Auf einem guten Trail werden beim Hund (und Hundeführer) so viele Glückshormone und Botenstoffe ausgeschüttet (Dopamin, Serotonin, Oxytocin, ...), dass diese das Team über müde Phasen einfach hinweg tragen.
(Kleine Warnung: dieser Cocktail macht “trailsüchtig”!)
Dieser positive Hormoncocktail sorgt  auch dafür, dass erarbeitete Lösungsstrategien im Gehirn gespeichert werden können. Der Hund lernt bzw. hat gelernt (z.B. das Lösen der Aufgabe “großen Platz abarbeiten”, “den Ausgang finden”, “der frischeren Spur folgen”, ….).
Um dieses neu Erlernte jederzeit wieder abrufen zu können, muss die vom Hund gefundene Lösungsstrategie bewusst von ihm wahrgenommen, in seinem Gehirn aufgenommen und in diesem gespeichert werden.
Für einen solchen Vorgang braucht der Hund RUHE in einer für ihn möglichst stressfreien Umgebung!

Punkt 7:
Hunde lernen im Schlaf und durch Wiederholung (Trainingsaufbau).
Die im Gehirn abgespeicherten Lösungen müssen langfristig angelegt werden um bei Bedarf wieder abrufbar zu sein. Die Ruhepause nach dem Trailen dient also auch dem langfristigen Lernen. Dies geschieht durch das Bilden von Verbindungen und Verknüpfungen im Gehirn (Synapsenbildung) und ist tatsächlich ein physischer Vorgang. Ohne die Möglichkeit (=Ruhe) diese neuen Verschaltungen zu bilden, kann man zwar tolle Trails laufen, der (v.a. dauerhafte) Lerneffekt aber wird deutlich geringer ausfallen.

Bei uns werden die Trails so gelegt oder besser es wird so trainiert, dass die Trails aufeinander aufbauen. Wir wollen jedes einzelne Team optimal fördern und fordern. Dazu braucht es die Gelegenheit neu Erlebtes dauerhaft abzuspeichern um beim nächsten Mal in einer ähnlichen Situation darauf zurückgreifen und bereits Erlerntes (oder Variationen davon) anwenden zu können.

Im Idealfall hat der Hund für diese dafür notwendige Ruhephase eine Box im Auto, die er als sicheren, vertrauten Rückzugsort kennengelernt hat. Zusätzlich ist durch eine solche Box im Sommer auch die Möglichkeit gegeben Fenster und Heckklappe offen zu lassen um eine ausreichende Durchlüftung und Kühlung zu gewährleisten. Es ist dann ausreichend wenn ein Mensch der Trailgruppe zur Sicherung sowohl der Hunde als auch von Wertgegenständen an den Autos bleibt.

Drei entspannte Hunde in einer vierer Hundebox.

Punkt 8:
Die restlichen Menschen der Trainingsgruppe können beim gerade suchenden Team mitlaufen und auch beim Zuschauen etwas lernen. Diese mitlaufenden „Zuschauer“ können sich dabei voll auf das Beobachten des trailenden Teams konzentrieren und sind nicht permanent wie auf dem “Spaziergang” mit dem Management des eigenen Vierbeiners beschäftigt.

Unser Fazit:

  • stressfrei
  • mit genug Zeit für jedes Team
  • mit vielen (vor allem nach dem Trailen) glücklichen Hunden und Hundemenschen, die scheinbar ganz nebenbei auch noch etwas gelernt haben
  • mit Spaß an der “Arbeit”
= SO WOLLEN WIR TRAILEN!

Denn auch wir sind süchtig nach dem “Trailhormon-Cocktail”, sind bekennende “Trail-Junkies” … und das nicht nur, wenn wir mit unseren eigenen Hunden trailen!!!


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